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Jule Heck: Ein neuer Erdenbürger

 

Ein neuer Erdenbürger

Selbst die schlimmsten Zeiten bringen noch etwas Gutes hervor, nämlich einen neuen Erdenbürger. Mein vierter Enkel erblickte am 4.1.21 das Licht der Welt. Nachdem er vier Tage über der Zeit war, hatte es der kleine Mann plötzlich ziemlich eilig, auf die Welt zu kommen. Und was musste er als Erstes sehen? Einen Mann mit einer Maske, seinen Vater. Nur gut, dass ein Neugeborenes die Situation noch nicht einordnen kann.
Eigentlich sollte der Junge schon am 31. Dezember des letzten Jahres geboren werden. Aber vielleicht hat er sich gedacht, in dem Jahr, wo alles so schrecklich war, will ich nicht meine warme Höhle verlassen. Zumal er in den Folgejahren wahrscheinlich bei der Nennung seines Geburtsjahres 2020 bedauert werden könnte. „Du Armer, du bist in dem Jahr der Pandemie geboren worden, wie schrecklich“. So oder ähnlich könnte man sich das vorstellen.
In diesem Zusammenhang ist es auch sehr traurig, dass ich meinen Enkel zunächst nicht sehen durfte. Ist man früher freudestrahlend ins Krankenhaus geeilt, um den neuen Erdenbürger zu begrüßen, wird es heute den glücklichen Großeltern aus einleuchtenden Gründen verweigert. Die jungen Eltern werden mit dem Baby schnellstmöglich nach Hause geschickt und auch dort, sollte zunächst nur die Hebamme Zutritt erhalten. Das ist verständlich und wird ohne Murren akzeptiert, denn man will ja niemanden gefährden. Also begnügt man sich mit Skype und Bildern auf WhatsApp und ist hocherfreut, dass sich der Kleine gut entwickelt.
Doch wer sagt uns denn, dass das Jahr 2021 nicht noch schlimmer wird? Wer weiß denn schon, wie lange der Lockdown noch andauern wird? Wie lange wird es dauern, bis alle geimpft sind und wir hoffentlich ansteckungsfrei wieder unsere alten Gewohnheiten aufnehmen können? Und was wird denn sein, wenn wir wieder rausdürfen?
Da werden wir uns ganz schön wundern, denn viele Geschäfte, Restaurants, wichtige und liebgewonnene Institutionen wird es gar nicht mehr geben. Sie sind der Pandemie zum Opfer gefallen. Das soziale Leben wird sich total verändern.
Ich bin gespannt, wie es weitergeht und wann ich endlich, außer zum Einkaufen und dem täglichen Spaziergang mit meinem Dackel, unbeschwert das Haus verlassen darf. Eines steht auf jeden Fall fest, heute werde ich zum ersten Mal meinen neuen Enkel besuchen. Aber, auch das ist anders, ich werde ihn vorläufig nicht auf den Arm nehmen und ihn nur aus der Entfernung und mit Maske vor Mund und Nase anschauen. Bis auf Weiteres kann ich ihn sonst nur bildlich bewundern. Ich will mich nicht beschweren, die Hauptsache, der Kerl ist gesund. Bis er groß ist und selbständig denken kann, ist der ganze Albtraum hoffentlich vorbei. Und wie wird das Jahr 2021 dann in die Geschichte eingehen?
 

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Kommentare: 1
  • #1

    Susann (Sonntag, 17 Januar 2021 16:22)

    Herzlichen Glückwunsch!!!