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Antje Lilienthal: 2021 - Hoffnung in Sicht

 

Das neue Jahr beginnt so, wie ich das vergangene Jahr häufig erlebt habe: mit Entbehrungen. Wir sitzen nicht wie die vielen Jahre davor im vertrauten Freundeskreis bei einem verkaterten Frühstück und wünschen uns von Herzen alles Gute. Wir haben die Nacht nicht getanzt nach unserer Musik: den Stones, Janis Joplin, den Doors, Santana, zum Durchatmen Konstantin Wecker gehört, um dann wieder loszulegen mit „I can´t get no satisfaction“. Wir haben keinen Fackelzug in die Weinberge von Sommerach gemacht, um uns zum Jahreswechsel zuzuprosten und zu umarmen. Wir, vier Studienfreundinnen - die in den 70er Jahren in Marburg zusammen studiert und in vollen Zügen gelebt haben - und ihre Männer, die mal früher, mal später dazu gekommen sind. Alle leben jetzt in Deutschland verteilt. Seit Jahren feiern wir zusammen Silvester und die alten Zeiten, die uns zusammengeführt haben.

 

Gestern haben wir uns wie so häufig im vergangenen Jahr virtuell getroffen, geredet, das Glas erhoben und uns gewünscht, dass wir uns irgendwann im neuen Jahr wiedersehen. Meine Freundin Anne hat ein Foto vom Speicher geholt, das mich als junge Frau im Folklorestil in unserer Wohngemeinschaftsküche hantieren zeigt. In diesem Durcheinander von Töpfen, Tellern, Flaschen und Gläsern liegen unsere gemeinsamen Wurzeln. Sie tragen eine Freundschaft, die schon mehr als 40 Jahre hält. In dieser Zeit haben wir Freud und Leid miteinander geteilt. Hochzeiten, Taufen und Geburtstage gefeiert, uns bei schwerer Krankheit beigestanden. In diesem Corona-Jahr sind wir fast alle gesund geblieben. Keiner von uns hat existenzielle Sorgen. Und aus dem Alter von „I can´t get no satisfaction“ sind wir auch herausgewachsen. Die Freude steht allerdings unter Vorbehalt. Denn kurz vor Jahresschluss hat Gisela Fieber bekommen, das allerdings schon wieder abgeklungen ist. Sie erwartet heute oder morgen ihre Testergebnis. Wir haben versucht, sie mit Ernst Negers "Heile, heile Gänsje" etwas aufzumuntern, was auch ganz gut gelungen ist.

 

Wir können also mit einiger Zuversicht ins neue Jahr blicken. Vor allem ist der Impfstoff unterwegs. Mit ersten Injektionen wurde begonnen und hoffentlich werden auch bald letzte Hürden beiseite geräumt sein, so dass auch wir unsere Dosis bis zum Sommer bekommen haben. Acht Geburtstage stehen 2021 im Kalender. An dem erstmöglichen werden wir uns treffen und vielleicht auch wieder umarmen können. Wenn das kein Grund ist, trotz Entbehrungen auf das neue Jahr und unsere Gesundheit anzustoßen!   

 

 

 Foto: Antje Lilienthal

 

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