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Jule Heck: Advent

 

Am Sonntag ist der erste Advent. Wie schnell doch die Zeit vergeht. Als ich am Neujahrsmorgen mit meinem Mann und meinen Freunden auf das neue Jahr angestoßen habe, habe ich gesagt, das Jahr 2020 wird nicht so schön. Ich weiß nicht, wie ich auf diese Idee kam, es war mein Bauchgefühl, das mich leider nicht getrogen hat.

Nun neigt sich das Jahr dem Ende zu, und vieles mussten wir unterlassen, mussten Urlaube absagen, auf Feste verzichten, die Schüler konnten wochenlang nicht die Schule besuchen, und die Arbeitnehmer mussten zu Hause arbeiten. Die Pandemie hat nicht nur unsere Existenz, sondern auch unsere Gesundheit, unser Leben bedroht, das soziale Miteinander total eingeschränkt. Uns wurden viel Geduld und Verständnis abverlangt.

Leider haben sich nicht alle an die Vorschriften gehalten. Dabei machte es keinen Unterschied, ob es junge oder alte Leute waren, die sich über die Regeln hinweggesetzt, teilweise sogar spöttisch darauf reagiert haben. Ich habe selbst einige sehr negative Erlebnisse gehabt. Am einprägsamsten war wohl dies mit einem jüngeren Mann, der in einem Geschäft tobte und laut sagte, wegen dieser alten Säcke, die eh bald sterben, dürfen wir nicht feiern und müssen zu Hause bleiben. Alle waren schockiert, gesagt hat keiner etwas, geschweige denn, dass man ihn des Geschäfts verwiesen hätte.

Nun wird auch der Advent mit seinen Bräuchen und Traditionen anders sein als sonst. Per Erlass wird die Adventszeit auf das reduziert, was sie eigentlich schon immer sein sollte, auf eine ruhige, besinnliche Zeit. Wir können keine Weihnachtsmärkte, keine Konzerte und Kinos besuchen. Ohne Kunst und Kultur tritt eine gewisse Langeweile in unser Leben. Vieles erscheint uns sinnlos.

Vor allem das Verhalten der Menschen verändert sich. Sie reagieren teilweise sehr aggressiv, ungeduldig, unhöflich, als wenn ihr Verhalten die Situation besser machen würde. Wer vermisst nicht die Gemeinsamkeiten mit anderen Menschen, mit seinen Freunden. Wir sollen Kontakte einschränken, dürfen die Bewohner der Altenheime gar nicht oder nur sehr kurz besuchen. 

Zudem dürfen ab dem 1. Dezember nur eine gewisse Anzahl an Personen einen Laden betreten. Das wird wieder zu langen Warteschlangen vor den Geschäften führen, und wenn wir sie dann endlich betreten dürfen, finden wir teilweise leere Regale vor, weil die Mitarbeiter gar nicht so schnell alles wieder auffüllen können.

Für uns, die es gewohnt waren, alles kaufen, überall ungehindert hingehen zu können, ist dies eine ungewohnte Situation. Deshalb sollten wir in der Zeit der Stille, die nun folgt, über unser Leben und unser Tun nachdenken. Wir sollten Atem holen und Kräfte sammeln, denn die uns auferlegte Einsamkeit wird hoffentlich auch wieder ein Ende haben. 
Ich gehe viel spazieren, lese und erfreue mich an meinem schön dekorierten Adventskranz und an der Weihnachtsmusik. Ich versuche, nicht in Trübsal zu verfallen, telefoniere mit Freunden, versende Mails und treffe meine Familie auf Skype.  Ich genieße die besinnliche Zeit, in der ich sonst durch die Hektik und den Alltagsstress abgelenkt wurde.

Ich wünsche trotz allen Widrigkeiten meinen Mitmenschen einen schönen, besinnlichen Advent bei Kerzenschein, mit Gebäck und vielleicht einem guten Buch. Haltet Abstand und bleibt gesund.

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Gudrun H. (Samstag, 28 November 2020 20:48)

    Ja Cororna hat nicht nur uns, sondern die ganze Welt in Griff, vieles ist aktuell nicht mehr erlaubt. Aber das entschleunigen oder sich auf das wichtigste besinnen hat doch auch was gutes. Menschlichkeit ist wieder mehr gefragt und nicht alles ist verboten.
    Wir dürfen uns wie jedes Jahr auf die Adventszeit freuen, Weihnachtskarten basteln, schreiben und verschicken, auf Schnee hoffen, unsere Wohnung dekorieren, Plätzchen backen und auch gleich essen, Frieden auf Erden wünschen Menschen vermissen und noch vieles mehr.
    Ich wünsche ebenfalls eine schöne Adventszeit.
    Es wird auch irgendwann wieder eine andere zeit kommen, in diesem Sinn bleibt alle gesund.