
Was bedeutet Freiheit? Hingehen können, wohin mal will? Sagen zu können, was man denkt? Tun, was man möchte? So könnte ich meine Gedanken noch ein bisschen spielen lassen. In diesem Jahr waren wir, zumindest was unsere Bewegungsfreiheit betraf, etwas eingeschränkt. Aber das galt nur für ein paar Monate und war, um unsere Freiheit zu schützen, hinnehmbar.
Nun können wir uns wieder bewegen, wie und wohin wir möchten und das wird reichlich ausgenutzt. Man macht wieder Urlaub im eigenen Land, wandert, fährt Rad und sitzt in der Eisdiele oder im Biergarten. Oder wie mein Mann und ich, am Fluss, um zu angeln.
Wir konnten nun auch endlich wieder in Urlaub fahren und nahmen die Familie unserer ältesten Tochter samt zwei Monate altem Baby und vierjähriger Enkelin sowie die Dackel mit. Es ging in die Oberpfalz an die Naab, in eine wunderschöne Flusslandschaft, umgeben von saftig grünen Wiesen und dunklen Wäldern. Der Fluss war voll mit Karpfen, Hechten, Schleien, Rotaugen, Barschen, Zandern und Welsen, die nur darauf warteten geangelt zu werden.
Die Idee, Angelurlaub zu machen, hatten jedoch schon mehrere Petrijünger, und so waren die Angelplätze reichlich belegt. Aber waren wir deshalb in unserer Freiheit eingeschränkt? Keineswegs. Wir suchten so lange, bis wir eine geeignete Stelle am Wasser gefunden hatten, warfen die Angel aus und schauten auf die Wasseroberfläche, immer in Erwartung, dass sich der Schwimmer bewegte und ein Fisch am Haken hing. Und das alles ohne Maske. Wir fühlten uns frei und ungestört.
Petrus war uns ebenfalls hold und schickte reichlich warme Sonnenstrahlen vom blauen Spätsommerhimmel auf die Erde. Die Luft fühlte sich an wie Seide und erinnerte uns an unsere Urlaube am Lago Maggiore, die wir in früheren Jahren gern um diese Zeit dort verbracht hatten.
Aber hier an der Naab fanden wir das Paradies. Unser Blockhaus stand in einem großen Garten, der direkt an das Gewässer grenzte. Große alte Bäume säumten das Ufer, umgeben von saftig grünen Gräsern, die zum Tautreten einluden. Am Morgen nach einer kühlen Nacht, lag der Fluss noch im Nebel, was ein mystisches Bild hervorzauberte. Am Flussufer quakten die Enten im hohen Schilf, und die Schwäne zogen ihre Bahnen durch die Seerosen. Fischreiher suchten nach den ersten neugierigen Fischen, die Kringel auf der Wasseroberfläche hinterließen.
Wenn ich mit den Dackeln am frühen Morgen unterwegs war, begeisterte mich der Anblick dieser mystisch erscheinenden Landschaft immer wieder aufs Neue. Ich fühlte mich einfach nur gut und war dankbar, dass ich mich hier so frei bewegen konnte. Niemand störte. Ich konnte meinen Gedanken freien Lauf lassen.
Zum Frühstück nahmen wir auf der sonnenbeschienen Terrasse Platz, die an den Gemüsegarten des Bauernhofes grenzte. Das Gackern der Hühner unterhielt uns, während wir die frisch gelegten Eier, den selbstgemachten Saft und die von der Bäuerin selbst gekochte Marmelade zu noch warmen Brötchen verspeisten. Einfach herrlich!
Auch unsere vierjährige Enkeltochter genoss den gemeinsamen Urlaub. Hier konnte sie zwischen den bunten Blumen und den Gemüsebeeten herumspazieren, die Hühner füttern, die Kühe auf der Weide und die Ziegen im Nachbargarten beobachten, den Esel mit Möhren füttern und das Pony streicheln, stundenlang durch das warme Flusswasser waten und mit ihrem Vater Boot fahren. So viel Freiheit war atemberaubend.
Leider mussten wir nach einer Woche unser Paradies wieder verlassen. Aber wir waren uns einig, dass dies seit langem der schönste Urlaub war. So viel Freiheit und Unbeschwertheit wie hier, wo wir
nicht ständig auf irgendjemanden Rücksicht nehmen mussten, hatten wir schon lange nicht mehr genossen.
Das bedeutet für uns auf jeden Fall Freiheit, mehr als in einem engen Flugzeug mit Mund-Nasen-Bedeckung in ein anderes Land zu fliegen und womöglich mit einem Krankheitserreger zurückzukehren,
der mir meine Freiheit raubt, mich in Quarantäne zwingt oder noch schlimmer uns einen Krankenhausaufenthalt beschert.


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