
Die Politik hat die Gefahr an Covid-19 zu erkranken durch weitreichende Maßnahmen und Beschränkungen augenscheinlich gebannt. Jetzt ist es dem Einzelnen überlassen, das Risiko selbst
einzuschätzen und entsprechend zu handeln. Denn wir haben gelernt und wissen, worauf es ankommt. Wir kennen die Risiken.
Menschenansammlungen, wenig Abstand, Körperkontakte und Umarmungen – jeder ist gefordert, auf sich selbst und seine Mitmenschen aufzupassen. Social Distancing war gestern. Eine neue Nähe ist
angesagt. Wir gehen wieder ins Fitness-Studio, zum Sport, ins Restaurant und ins Café. Wir treffen uns mit Freunden (im erlaubten Rahmen) und sehen unsere Familien. Wir können wieder (im
begrenzten Maß) reisen. Mehr Normalität ist im Moment nicht möglich.
Und doch drängen sich Fragen auf, ob in einigen Bereichen nicht doch ein Quäntchen mehr Normalität möglich wäre. Da bleiben viele Arztpraxen leer, weil Patienten aus Angst vor einer
Ansteckung mit dem Virus auf Arztbesuche verzichten. Ärzte beklagen dies. Könnten Ärzte und Ärztinnen gerade in diesen Zeiten nicht vermehrt zum Telefon greifen, und Patienten – vor allem die
älteren – anrufen? Ein freundliches Nachfragen, wie der- oder diejenige durch die Krise kommt und welche Beschwerden ihn grade plagen, wäre für viele ein wichtiges Signal. Gegebenenfalls wären
sogar wieder mehr Hausbesuche unter Einhaltung der Hygienevorschriften möglich.
Es gibt sie, die engagierten Lehrer und Lehrerinnen, die ihre Schüler und Schülerinnen zuhause anrufen und fragen, ob es Probleme bei den Hausaufgaben und beim Homeschooling gibt. Es gibt aber
auch da leider noch viele Lücken und kaum Hilfsangebote für Eltern im Homeoffice und deren Kinder. Ganz abgesehen von fehlenden Konzepten für digitales Lernen. Auch hier wäre ein Nachbessern in
diesen Zeiten durchaus normal.
Viele Restaurants, Geschäfte oder Dienstleister haben auf die Krise und die „neue Normalität“ reagiert. Sie bieten Lieferdienste an, Waren können online bestellt und kontaktlos abgeholt werden.
Das geht in vielen Bereichen problemlos. Für die Reisebranche ist dieses ungleich schwieriger. Klar, bald werden Urlaub und Reisen innerhalb Europas wieder möglich sein. Aber mit erheblichen
Einschränkungen. Es drängt sich die Frage auf, ob diese Lockerungen nur deshalb möglich werden, weil Reisebranche, Transportwesen und Tourismus sonst auf der Strecke blieben. Das
Gesundheitsrisiko bleibt hingegen bei jedem selbst.
Deutschlands Umgang mit dem Virus wird angesichts der verhältnismäßig wenigen Todesfälle im Zusammenhang mit dem Corona-Virus in der ganzen Welt bewundert. Die Frage, ob und wann eine zweite
Infektionswelle kommt, kann dennoch derzeit niemand beantworten. Wohl aber die Frage nach besseren und sicheren Angeboten für etwas mehr Normalität.
Foto: Susann Barczikowski
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