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Wilhelm Edel: Kriminelle Freiheit

Bild: Petra Ihm-Fahle
Bild: Petra Ihm-Fahle

Welch hässliche Kombination! Und doch haben Ereignisse rund um Corona sie nicht ad absurdum geführt. Freiheit - welch großes Wort! Persönliche Freiheit, welch unantastbare individuelle Steigerung!

Freiheit, dafür wurden und werden Kriege geführt, wurden Revolutionen ins Leben gerufen und Bürgerkriege zur Vernichtung ganzer ethnischer Einheiten vom Zaun gebrochen. Menschen nehmen den Tod auf sich, lassen sich quälen und ausgrenzen und nehmen selbst Unfreiheit in Kauf, wenn es darum geht, die erstrebte Freiheit zu erkämpfen. Und anscheinend konnte auch Corona diese Sehnsucht nicht zerstören. Wir haben die Freiheit der Medien, Schreib- und Redefreiheit, freie Schul- und Arztwahl, Glaubens- und Religionsfreiheit und bei freier Wahl von Parteien und Vereinen auch eine Versammlungs- und Demonstrationsfreiheit! Von all diesen Freiheiten hat uns Corona nichts genommen, es sei denn, wir mussten da oder dort begrenzte Einschränkungen in Kauf nehmen.

 

Für mich ist das mit der Freiheit damit noch nicht am Ende: Da gibt es noch eine größere und das ist die innere Freiheit des Einzelnen, die Freiheit, die über allem steht und den Menschen wirklich frei macht. Das soll nicht heißen, dass all die aufgeführten Freiheiten nichts wert wären! Im Gegenteil, trotz des Wertes all dieser Schätze gibt es die innere Freiheit, die so groß sein kann, dass sie über all den Dingen steht, die man im Blick auf Höheres, wenn auch schweren Herzens für "die Sache" oder für "Mitmenschen" zu opfern bereit ist. Die Gefahr ist riesig, im Kampf um die eingangs erwähnhten Freiheiten bei dem Weg auf scharfen Gratkanten die Nähe zur Kriminalität zu übersehen. "Als die Freien und nicht, als hättet ihr die Freiheit zum Deckel der Bosheit!" Es ist erstaunlich, aber diesen Satz finden wir in der Bibel (1.Petrus 2,16). Auch wenn es dort steht, ist es sicher nicht jedem "Christen" - und da möchte ich vor der Geistlichkeit keinen Halt machen! - willkommen, da es manches Gebäude an selbst gebastelter Freiheit empfindlich im Aufbau stört.

 

Wenn eine Frau als Einzelkämpferin im TV oder einige hundert oder gar tausend Demonstranten eine Freiheit verteidigen, die ausgelebt anderen Mitbürgern zu lebensbedrohender Gefahr werden kann, dann wird das rechtlich nicht mehr vertretbar! Eine nur ichbezogene Freiheit ist keine Freiheit, sondern Egoismus in Reinkultur. Wer für den Erhalt dieser vermeintlichen Freiheit Krankheit oder gar Tod an Mitmenschen in Kauf nimmt, handelt unverantwortlich!

 

Es ist sicher auch durchdacht, wenn der Staat oder die 16 Landesregierungen ihren Bürgern das eine oder andere mit mehr oder weniger Belastungen zumuten. Haben sich diese "Freiheitskämpfer" vielleicht die Mühe gemacht, etwas in den Statistiken zu blättern? Hier eine interessante Gegenüberstellung:

 

Deutschland und England bei einem Bevölkerungsverhältnis von 8 zu 5 hatten in etwa die gleiche Zahl an Infizierten. In Deutschland starben 8.000 und in England 35.000, darunter allein 10.000 in Altersheimen! War es angesichts dieser Zahlen wirklich nötig, in Deutschland auf die Straßen zu gehen? Sicher gibt es dort, wo Menschen an der Arbeit sind, immer etwas zu verbessern, aber rechtfertigt das angesichts der o. a. Zahlen den Weg auf die Straße mit drohender Gewalt im Hintergrund?

 

Der deutsche Philosoph Emanuel Kant hat das in etwa so formuliert: "Der legitimste Weg in eine individuelle Freiheit ist die freiwillige Unterordnung unter die Pflicht!" Hier beginnt die Überlegung: Wo wird Freiheit Verantwortung? Wo bleibt Freiheit individuelles Gut? Wo und wann wird Freiheit zum Handlanger von Unrecht degradiert?

 

 

                      

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